Hirschaid/Franken: Kindergarten durch Mobilfunkstrahlung stark belastet - deutlich mehr Totgeburten bei Vieh
Aus: Fränkischer Tag, 19.12.2001
Extrem hohe Meßwerte in Kindergarten - Totgeburten bei Vieh - Schlafprobleme und Kopfschmerzen
HIRSCHAID. Zu einer Informationsveranstaltung über das Thema "Mobilfunk" mit aktuellen Messwerten aus Hirschaid hatte die Ökologische Liste Hirschaid (ÖLH) in das Schützenhaus der Brauerei Kraus eingeladen.
Die Veranstaltung wurde gemeinsam von Sabine Lichtenwald und Roland König moderiert. Sie informierten über die Mobilfunk-Sendestationen in Hirschaid. Diese befänden sich auf dem Gebäude der Firma BayWa, der Aral-Tankstelle, der Autobahnmeisterei und auf dem Hochbehälter an der Straße nach Friesen.
Im Hauptteil der Veranstaltung erläuterte die Referentin Ruth Frank, Sachverständige für Baubiologie, Messtechnik und Umweltanalytik, zunächst die physikalischen Grundlagen der elektromagnetischen Wellen. Es handele sich bei Mobilfunk um digitale niederfrequente gepulste Wellen im Bereich von 0,5 bis 2 GigaHerz. Anschließend ging sie auf die Auswirkungen von Mobilfunk ein.
Sie erklärte, dass die gesetzlichen Grenzwerte (z.B. 4500000 Mikrowatt/Quadratmeter Strahlungsdichte für das D-Netz) in Deutschland viel zu hoch seien. In der Baubiologie gehe man ab dem Wert von 100 Mikrowatt von einer sehr starken Belastung aus.
Gesundheit gefährdet
Im Auftrag der Ökologischen
Liste Hirschaid hatte Ruth Frank eine Messung der Hochfrequenzbelastung
durch die Sendeanlage auf dem BayWa- Gebäude durchgeführt. Gemessen
wurde mittags im Eingangsbereich des Kindergarten St. Josef (ca. 250 Meter
entfernt) und in einer Privatwohnung am Leimhüll (ca. 50 Meter entfernt).
Die Ergebnisse im Kindergarten St.
Josef lagen beim D-Netz bei 3328,49 Mikrowatt/Quadratmeter. In der Privatwohnung
waren die Werte deutlich niedriger als beim Kindergarten.
Dies erklärte Jürgen Fleischmann, Zweiter Vorsitzender vom Bund Naturschutz Hirschaid, damit, dass diese vermutlich im Schatten des Sendekegels liegt.
Ruth Frank stufte die von ihr ermittelten Messwerte am Kindergarten St. Josef als bedenklich ein. Die gesundheitlichen Auswirkungen reichten von Schlaf- und Konzentrationsstörungen bis zu ernsten gesundheitlichen Beeinträchtigungen.
In der anschließenden Diskussion wurde von Anwohnern berichtet, dass sie seit Inbetriebnahme des Mobilfunkanlage an Kopfschmerzen und Schlafstörungen leiden.
Für zusätzliche Betroffenheit sorgte die Schilderung eines Landwirts aus Buttenheim. Dieser berichtete, dass die Totgeburten bei seinem Vieh im letzten Jahr stark zugenommen hätten. Vor über einem Jahr seien zwei Mobilfunksender in unmittelbarer Nähe seines Hofes installiert worden.
Deutlich wurden die Parallelen zu den im Video-Beitrag gezeigten Bericht über einen Landwirt aus dem Chiemgau: "Miss- und Fehlgeburten häuften sich, Kühe wurden nicht mehr trächtig."
Auf Betreiber einwirken
Albert Deml von der Ökologischen
Liste versprach den Teilnehmern, dass man das Thema weiter verfolgen wird.
Als nächstes werde die Gemeinde aufgefordert, die Satzung der Bebauungspläne
so zu ändern, dass dort keine Mobilfunk-Sendeanlagen mehr betrieben
werden dürfen.
Außerdem sollte die Gemeinde
auf die jetzigen Mobilfunk-Betreiber einwirken, ihre Sendeanlagen nur noch
außerhalb von Wohngebieten zu installieren.