Ulm: Ärztin warnt vor Mobilfunkrisiken
Quelle: Schwäbische Zeitung, 27.11.2002
Tempolimit 300 km/h
ULM - Die Mobilfunk-Antenne auf dem Dach des "Höhenblicks" in unmittelbarer Nähe zur Kinderklinik sorgt weiterhin für Irritationen innerhalb der Bürgerschaft. So wirft die Ärztin Dr. Kornelia Mühleisen der Stadt vor, das Thema fahrlässig zu behandeln und mögliche Gefahren herunter zu spielen.
Von Bernd Rindle, Schwäbische
Zeitung
Es funkt gewaltig zwischen Bürgerschaft
und Stadtverwaltung. Letzterer wird im Zusammenhang mit der Debatte um
die UMTS-Sendeanlage auf dem Michelsberg vorgeworfen, sich des brisanten
Themas nicht angemessen anzunehmen. Viel mehr noch: "Es ist nicht akzeptabel,
wenn neben Nichtinformation fahrlässig falsche Information vermittelt
wird", bezichtigt Dr. Kornelia Mühleisen die Stadt des Versuchs, die
Genehmigung in einem schnellen Verwaltungsakt durchpauken zu wollen.
"Eine Genehmigung der Mobilfunkantenne gleicht einem Freibrief", schreibt die Ärztin an OB Ivo Gönner, denn die Stadt sei außerstande - im Gegensatz zur Sachdarstellung im Ausschuss - die Genehmigung auf die bereits bestehenden zwei Antennen zu beschränken, da die technische Ausgestaltung nicht Gegenstand der Baugenehmigung sei. Denn der Betreiber Vodafone könne "jederzeit durch Beantragung neuer Standortbescheinigungen bei der Regulierungsbehörde weitere Antennen mit allen denkbaren Hauptstrahlrichtungen durchsetzen".
In dem Zusammenhang zog die Medizinerin auch den hinzugezogenen Gutachter, Professor Ulrich Leute (FH Ulm), in Zweifel, der bekanntermaßen eletromagnetische Sachverhalte verharmlose. Er hatte in der Sitzung eine Strahlungsgefährdung der Kliniken ausgeschlossen. Dabei verlaufe die reale Strahlungsintensität "keinesfalls so schön übersichtlich und klar, wie dargestellt", spielte sie auf mögliche Reflexionen und andere Effekte an. Eine Genehmigung sei bei den derzeitigen Grenzwerten so, "als würde man im Straßenverkehr die Geschwindigkeit auf 300 km/h begrenzen".