Saarbrücken: 700 Unterschriften gegen Sender
Quelle: Saarbrücker Zeitung, 30.01.2002
Angst vor Strahlung geht um
Mobilfunk-Antennen beunruhigen viele Bürger - 700 Unterschriften gegen eine solche Anlage "Am Homburg"
- Von CHRISTINE PFEIFFER -
Saarbrücken. Große Plakate mit dem Aufdruck "Nein zu Mobilfunk-Antennen" hängen aus den Fenstern. Besorgte Menschen diskutieren auf der Straße. Immer wieder richtet sich ihr Blick nach oben. Dorthin, wo der Grund ihrer Angst auf dem Dach eines Hauses thront. Eine Mobilfunk-Antenne, die laut Telekom-Tochter T-Mobile im April in Betrieb genommen werden soll, hat das Leben im Saarbrücker Stadtteil "Am Homburg" verändert. "Ich habe Angst um meine Gesundheit", klagt Monika Maas. Sie wohnt direkt gegenüber dem Haus mit der Antenne. "Die sollten nicht in Wohngebieten stehen", sagt sie und spricht aus, was viele der Anwohner in der Straße "Im Sauerbrod" denken. Ihre Angst vor Gesundheitsgefahren macht sie aktiv. "Wir haben schon 700 Unterschriften gegen die Inbetriebnahme gesammelt", berichtet Matthias Gund. Er ist Mitglied einer Bürgerinitiative, die zwölf aktive Mitglieder hat. Diese Unterschriften habe man allen politischen Entscheidungsträgern im Land übergeben. Auch Bundesumweltminister Jürgen Trittin sei über den Vorfall informiert. "In unmittelbarer Nähe gibt es zwei Kindergärten, einen Hort und eine Grundschule", zählt Gund auf. "Wir haben Angst um unsere Kinder." Besonders Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen befürchten die Anwohner. Leo Schweitzer, Vater von zwei Kindern, ist erst im Oktober letzten Jahres in die Straße gezogen. Seine größte Angst ist, dass die Auflagen nicht eingehalten werden. "Wir wollen keiner dauerhaften Bestrahlung ausgesetzt sein", schildert Schweitzer seine Ängste, während er seine Tochter im Arm hält. Doch große Hoffnung, dass das Engagement der Mobilfunk-Gegner sich auszahlen wird, hat Leo Schweitzer nicht. "Ich bin realistisch.Ich glaube nicht, dass wir Erfolg haben werden." Doch die Bürgerinitiative will sich nicht frühzeitig geschlagen geben. "Wir wollen auch rechtlich vorgehen", sagt Matthias Gund. Mit einem Fachanwalt, der sich mit dem Bereich Mobilfunk befasse, habe man Kontakt aufgenommen. "Die meisten Anwohner beschäftigen sich mit dem Thema und machen sich echte Sorgen."
Maika-Alexander Stangenberg, Pressesprecher
von T-Mobile, steht den Ängsten der Anwohner gelassen gegenüber.
"Es ist häufig festzustellen, dass es an wissenschaftlich gesicherter
Information mangelt." Diese Unwissenheit sieht er als Ursprung von Ängsten.
Gleichzeitig versucht Stangenberg zu beruhigen. "Es gibt keinen wissenschaftlich
begründeten Hinweis, der für gesundheitliche Auswirkungen spricht."
Eine niedrige Sendeleistung sei aber nur möglich, wenn die Antennen
nah am Nutzer sind. Im Klartext: Ein Anbringen von Mobil-Funkantennen in
Wohngebieten lasse sich nicht vermeiden. Doch Stangenberg versucht, die
aufgeregten Anwohner zu beruhigen. "Die Emissionen liegen im Durchschnitt
um das Hundert- bis Tausendfache unter den gesetzlich festgelegten Richtlinien."
T-Mobile sehe es als wichtige Aufgabe, die Öffentlichkeit zu informieren.
Und lädt ein ins "Informationszentrum Mobilfunk" nach Berlin. Auch
das saarländische Gesundheitsministerium versucht, die Bevölkerung
durch Fachinformationen zu beruhigen. Auf Anfrage wird darauf hingewiesen,
dass Mobil-Funkantennen nur installiert werden dürfen, wenn der Betreiber
eine Standortbescheinigung der deutschen Regulierungsbehörde für
Telekommunikation und Post vorlegen kann. Die Abstände, die zwischen
Antennen und dort lebenden Menschen eingehalten werden müssten, seien
genau festgelegt. Jenseits dieser Abstände gelten die Grenzwerte der
26. Bundesimmissionsschutz-Verordnung. Würden diese Grenzwerte eingehalten,
sei nach heutigem Wissensstand nicht mit einer Gefährdung von Menschen
und Tieren zu rechnen. Dr. Manfred Weil, zuständig für den Fachbereich
Gesundheit und Umweltschutz im Gesundheitsministerium, beruhigt. Er geht
fest davon aus, dass auch "Am Homburg" die Grenzwerte um den Faktor 100
unterschritten werden. Doch die Bürgerinitiative will es so weit nicht
kommen lassen. "Wir wollen, dass die Antenne nicht in Betrieb genommen
wird", sagt Matthias Gund. Denn die Sorgen seien da, und wirklich ernst
genommen fühlten sich die Menschen "Im Sauerbrod" nicht.
Kommentar der Elektrosmognews
zu den "Argumenten von T-Mobil":
"Es ist häufig festzustellen, dass es an wissenschaftlich gesicherter Information mangelt." Diese Unwissenheit sieht er als Ursprung von Ängsten.
Die Menschen wollen nicht beschwichtigt, sondern geschützt werden. Wie T-Mobil mit wissenschaftlich gesicherten Informationen umgeht, hat das Beispiel Ecolog-Studie gezeigt, die man solange der Öffentlichkeit vorenthielt, bis Ecolog diese brisante Studie selbst veröffentlichte.
Gleichzeitig versucht Stangenberg zu beruhigen. "Es gibt keinen wissenschaftlich begründeten Hinweis, der für gesundheitliche Auswirkungen spricht."
Eine glatte Lüge. Wissenschaftliche Hinweise gibt es inzwischen mehr als genug, sogar viele konsistente. Die Ecolog-Studie (mit der Auswertung von vielen seriösen Studien). Die Hecht-Studie. Und vieles mehr.
Eine niedrige Sendeleistung sei aber nur möglich, wenn die Antennen nah am Nutzer sind. Im Klartext: Ein Anbringen von Mobil-Funkantennen in Wohngebieten lasse sich nicht vermeiden.
Die nächste (sehr plumpe)
Lüge. Fakt ist, daß Handyempfang auch noch bei kilometerweiter
Entfernung vom Sender möglich ist, wenn es denn unbedingt sein muß
(wir raten dringend ab!). Es geht nur einfach darum, daß Standorte
auf vorhandenen Dächern viel, viel billiger sind als neue Masten im
Wald. Es geht um die Baukosten für die Betonmasten und um die Stromanschlußkosten.
Nur darum. Hierfür ist man bereit, die Gesundheit der Anwohner zu
opfern.
Dr. Manfred Weil, zuständig
für den Fachbereich Gesundheit und Umweltschutz im Gesundheitsministerium,
beruhigt. Er geht fest davon aus, dass auch "Am Homburg" die Grenzwerte
um den Faktor 100 unterschritten werden.
Damit hätte man also im D-Netz
45000 Mikrowatt pro Quadratmeter und im E-Netz 90000 Mikrowatt pro Quadratmeter.
Eine über die Jahre bei vielen tödliche Dosis, wie immer mehr
Krebshäufungen in der Nähe von Sendern zeigen. Gehirntumore und
Leukämie, massive Häufungen, bei Werten tausendfach unter den
"Grenzwerten".
Die Elektrosmognews, Bürgerinitiativen
und Organisationen in Deutschland haben genug von der Ignoranz unserer
Politiker. Wir machen jetzt mobil gegen mobil und rufen zur 1. bundesweiten
Demonstration gegen Mobilfunkantennen in Wohngebieten auf und fordern eine
drastische Senkung der Strahlenbelastung durch Hochfrequenzstrahlung -
und zwar überall dort, wo sich Menschen aufhalten.
Die 1. Pilotdemonstration findet am 16.2.2002 um 14 Uhr statt. Wir rufen alle Organisationen, kritische Parteien, Gruppierungen und Einzelpersonen auf, sich an der Pilotdemonstration zu beteiligen! Dieser müssen in regelmäßigen Abständen möglichst am gleichen Wochentag und zur gleichen Zeit weitere Demonstrationen folgen, um unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Wir machen jetzt von unserem verfassungsmäßigen Recht auf Versammlungsfreiheit Gebrauch! Die Gesundheit der Bevölkerung ist wichtiger als der Profit von Großkonzernen!
Für die Stadt Coburg wurde die Demonstration für den genannten Termin bereits beim Ordnungsamt der Stadt Coburg angemeldet. Tun Sie das auch in Ihrer Stadt/Ihrem Ort oder beteiligen Sie sich an der Pilotdemo in Coburg (Marktplatz)! Melden Sie die Demonstration beim Ordnungsamt Ihres Landkreises/Ihrer Stadt an!
Mailkontakt: webmaster@elektrosmognews.de