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Mikrowellen-Strahlung beeinflusst das Herz

Von Magda Havas (in „Pick of the Week 24“ vom 7. März 2011, Trent Univ. Kanada)

Original: http://www.magdahavas.com

(Übersetzung: K. D. Beck)

Im vergangenen Jahr habe ich mich zunehmend für die Auswirkungen von Mikrowellenstrahlung auf das Herz interessiert. Dieses Interesse beruht auf einer Reihe von Beobachtungen.

Einige Menschen, die „elektrisch sensitiv“ sind, beklagen, dass sie einen schnellen oder unregelmäßigen Herzschlag, Druckgefühl in der Brust oder Schmerzen (Eltiti 2007) haben. Wir führten eine Machbarkeitsstudie durch, um zu bestimmen, ob wir Veränderungen der Herzfrequenz, verursacht durch Mikrowellenstrahlung, unter Echtzeit-Überwachung messen könnten. Wir fanden, dass einige Personen einen schnellen oder einen unregelmäßigen Herzschlag entwickelten, wenn wir sie gepulsten Mikrowellen (von einem schnurlosen Telefon-Basisstation) auf einem Niveau aussetzten, das laut WHO, FCC und Health Canada als sicher gilt (Havas et al. 2010 (S. 273ff.), [siehe Link und übersetztes Abstract am Textende]).

Im vergangenen Jahr habe ich Geschichten gehört, dass Kinder, die Schulen mit WiFi-Anlage besuchen, während des Schul-Aufenthalts über Herzrasen klagen (Link zum Video [im englischen Original]). Zwei dieser Schüler in der Gegend Barrie (Kanada) wurden mit tragbaren Herzmonitoren ausgestattet und ein junges Mädchen war für die Herzchirurgie vorgesehen, weil ihr Kardiologe nicht herausfinden konnte, was die Ursache war. Ihre Eltern verschoben die Operation, entfernten die Wi-Fi-Anlage in ihrer Wohnung, und ihre Symptome verschwanden im Sommer, wo sie nicht die Schule besuchte.

In den vergangenen Jahren erlebten zwei verschiedene Studenten, auch in der Region Barrie, im Zusammenhang mit sportlichen Übungen einen plötzlichen Herzstillstand. Glücklicherweise bekamen sie schnell Hilfe und überlebten. Die Schulen haben jetzt Defibrillatoren als Konsequenz installiert.

Ist es normal, dass sich junge Leute über Herzprobleme beklagen und dass zwei Schüler in einer relativ kleinen Gemeinde einen plötzlichen Herzstillstand erleiden?

Ich stellte zu dieser Frage Nachforschungen an und erfuhr, dass plötzlicher Herzstillstand die häufigste Todesursache bei Leichtathleten ist und bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zunehmen (Drezner et al. 2008) (Maron et al. 2009; Zheng et al. 2005). Die Zahl der plötzlichen Herztode bei Leichtathleten erhöhte sich langsam von 1980 bis 1995 und stieg dann plötzlich im Jahr 1996 an und erhöhte sich weiter bis 2006, als die Studie beendet wurde (Maron et al. 2009) (Siehe Abb. 1 [im englischen Original]). Koronare Herzkrankheit und „stumpfe Traumen“ in der Brust während des Wettkampfes wurde in einigen Fällen als Ursache identifiziert, in anderen Fällen aber blieben die Ursachen ungeklärt.

Ärzte kennen nicht den Grund für diese beunruhigende Entwicklung und nach einer Studie (Dencheve et al. 2010) können Medikamente für Kinder mit diagnostizierter Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung das Risiko für einen plötzlichen Herztod erhöhen.

Ein Aspekt, der nicht berücksichtigt wurde, ist die zunehmende Belastung durch Mikrowellenstrahlung von Handys, Handy-Antennen und drahtloser Technologien im häuslichen und schulischen Umfeld. Könnte es sein, dass unsere ständige Mikrowellen-Exposition niedrigen Niveaus einen übermäßigen Stress auf das Nervensystem dieser Kinder ausübt und zu Unregelmäßigkeiten der Herzfunktion bei der Ausübung sportlicher Übungen beiträgt, die zu einem plötzlichen Herzstillstand führen können? Wenn Mikrowellen niedriger Intensität (wie unsere Studie gezeigt hat) die Herzen von Erwachsenen beeinflussen können, dann kann diese Strahlung sicherlich auch Auswirkungen auf die Herzen von Kindern haben.

Im November 2010 wurden zwei Schulen in der Gegend Barrie hinsichtlich der Mikrowellenstrahlung überwacht. Was besonders störend an den erzielten Ergebnissen ist, dass 17 der gemessenen 20 Klassenräume einen Pegel hatten, der auf oder über dem Niveau lag, bei dem Herz-Unregelmäßigkeiten unter den Erwachsenen in unserer Herzfrequenz-Variabilitäts-Studie (0,003 mW/cm2) verursacht wurden. Aber noch beunruhigender ist, dass der Grenzwert der Mikrowellenstrahlung-Health-Canada-Safety-Code-6-Richtlinie in der Nähe eines Computers in einem Klassenzimmer (1,342 vs. 1 mW/cm2) überschritten wurde! Ich will mehr darüber in einem gesonderten Bericht schreiben.

Wir wissen, dass Herzschrittmacher Funktionsstörungen erleiden können, wenn sie störenden Mikrowellenfrequenzen ausgesetzt sind, deswegen wird Menschen mit Herzschrittmachern gesagt, sich von Mikrowellenöfen und anderen Mikrowellen-emittierende-Vorrichtun-gen fern zu halten. Die neueren Herzschrittmacher haben Abschirmungen, um Störungen zu verhindern. Aber das menschliche Herz muss ohne eine Abschirmung auskommen. Es gilt also nicht nur für Kinder oder Erwachsene mit einem Herzschrittmacher, dass sie vorsichtig gegenüber der Exposition von Mikrowellen sein müssen, sondern wir müssen uns alle bewusst sein, dass diese Strahlung das Herz beeinflussen kann.

Dieses Konzept wird von der frühen Forschung an der Mikrowellenstrahlung unterstützt. Herz-Kreislauf-Probleme scheinen unter Mikrowellen-Arbeitnehmer üblich zu sein. In einem früheren Tipp der Woche (# 22: Ein sehr wichtiges Symposium, Healer 1970) heißt es:

"Im Interesse der Arbeitshygiene haben viele sowjetische Forscher (und mindestens ein US-Forscher) empfohlen, dass Herz-Kreislauf-Anomalien als Screening-Kriterien verwendet werden, um betroffene Menschen von Berufen mit Hochfrequenz-Expositionen fernzuhalten."

Dieser "Pick of the Week 24" unterstützt die Erklärung von oben. Es gibt eine Studie, die ebenfalls im Jahr 1970 veröffentlicht wurde, sie dokumentiert kardiovaskulären Veränderungen bei Mikrowellen-Arbeitern.

Glotova, KV, Sadchikova MN 1970, Entwicklung und klinischer Verlauf von Herz-Kreislauf-Veränderungen nach chronischer Exposition von Mikrowellen, Einfluss der Mikrowellenstrahlung, Arlington, VA, gemeinsame Veröffentlichung in Research Service (JPRS 51238), 3 S. ([im Original:] Klicken Sie hier: pdf der Studie herunterladen.)

Die Autoren dieser Publikation arbeiteten im Institut für Arbeitshygiene und Berufskrankheiten der Akademie der Medizinischen Wissenschaften der UdSSR in Moskau. Dies ist nur eine in einer Reihe von Studien aus der Sowjetunion, die die Wirkung von Mikrowellen-Strahlung auf das Nervensystem und das Herz-Kreislauf-System untersucht. Meine Kommentare sind im weiteren in eckigen Klammern [] gesetzt.

Der Zweck dieses Berichts war es, "die Natur, die Schwere und den Verlauf der Herz-Kreislauf-Veränderungen zu beschreiben, die chronischer Exposition von Mikrowellenstrahlung folgen. Diese Information wurde aus langfristigen [3 bis 6 Jahre] klinischen Beobachtungen an 130 Patienten abgeleitet. Die Daten beziehen sich auf 105 (90 männliche und 15 weibliche) Patienten. Diejenigen mit chronischer Mandelentzündung, organische neurologische Läsionen und Schädeltrauma wurden ausgeschlossen."

Die Patienten hatten seit mindestens 5 Jahren mit Mikrowellen im Ein-Zentimeter-Bereich gearbeitet und waren ziemlich intensiven Expositionen, vor allem in den frühen Jahren (im Bereich von und unterhalb mehrerer mW/cm2), ausgesetzt. Intensitäten oberhalb von 1 mW/ cm2 werden heute als hohe Belastung angesehen.

Die Probanden wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Teilnehmer der Gruppe 1 hatten Asthenie (Kraftlosigkeit und wenig Antrieb) und klagten über Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit und Schmerzen in der Herzgegend. Eine Reihe dieser Personen hatte arterielle Hypotonie (niedriger Blutdruck) und Bradykardie (langsame Herzfrequenz).

Teilnehmer der Gruppe 2 klagten über Müdigkeit, Reizbarkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel. Einige erlebten vegetative-Kreislauf-Krisen mit schweren Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Zittern, Bewusstlosigkeit, Blässe oder Rötung des Gesichts, einengende Schmerzen in der Herzgegend, Atemnot nach einer großen Schwäche. Teilnehmer in dieser Gruppe hatten eher Erfahrung mit Tachykardie (eine schnelle Herzfrequenz) und Bluthochdruck, vegetative-Kreislauf-Störungen und Hypothalamus-Insuffizienz. Der Hypothalamus, ein kleiner Teil des Gehirns direkt oberhalb des Hirnstamms, verbindet das Nervensystem mit dem endokrinen System und steuert die Körpertemperatur, Hunger, Durst, Müdigkeit, Schlafstörungen und Tagesrhythmus. Eine hypothalamische Insuffizienz könnte jede dieser Funktionen beeinflussen.

Die Autoren zogen folgende Schlussfolgerungen:

"So zeigten langfristige Beobachtungen, dass die Natur und die Intensität der kardiovaskulären Reaktionen auf längere Exposition von Mikrowellen eng mit neurologischen Veränderungen im Zusammenhang stehen, vor allem solchen im autonomen Nervensystem. Sie variieren auch von Individuum zu Individuum. Einige weisen seit langem nur milde asthenische Symptome mit Sinusbradykardie und arterielle Hypotonie ohne Zeichen von allgemeinen oder regionalen hämodynamischen Störungen auf.
Andere entwickeln autonome Kreislauf-Störungen, häufig mit Symptomen von Herzinsuffizienz und Hypothalamus-Angiospasmus [krampfhafte Kontraktion der Blutgefäße mit Erhöhung des Blutdrucks], die manchmal die zerebralen [Gehirn] Vorgänge und die koronare [Herz] Zirkulation beeinträchtigen."

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Die frühe Literatur zeigt Herz-Kreislauf-Dysfunktion unter Mikrowellen-Arbeiter; unsere Studie zeigt Herzfrequenz-Unregelmäßigkeiten bei gepulster Mikrowellen-Exposition und das bei einem Bruchteil der internationalen Grenzwerte für die Mikrowellen-Exposition; Beschwerden von elektrisch sensitiven Patienten durch Herzrhythmusstörungen; Studenten-Beschwerden wegen Herzflatterns und Herzrasens, und die Erhöhung der Rate des plötzlichen Herztodes bei jungen Menschen bis zu dem Punkt, dass die Schulen Defibrillatoren installieren. Alle diese Dinge können nicht ignoriert werden.

Arbeitnehmer sollten abgeschirmt werden, wenn sie mit Mikrowellenstrahlung zu arbeiten beginnen, Studenten und Schüler sollten vor der Arbeit an Bildschirmplätzen in der Ausbildungsstätte jedes Jahr erneut sicherstellen lassen, dass sie nicht an einer Herzerkrankung leiden, die durch Wi-Fi-Exposition verstärkt werden kann.

Ein Herzflattern kann eine frühzeitige Warnung sein, dass etwas Ernsteres passieren kann. Wer einen schnellen oder unregelmäßigen Herzschlag fühlt, der trotz milder oder gar keiner körperlicher Anstrengung plötzlich aufkommt, wenn er/sie drahtloser Technologie ausgesetzt ist, sollte alle Warnungen beachten, das Expositions-Risiko so schnell wie möglich minimieren und sich von einem Kardiologen beraten lassen.

Link zu Havas et al. 2010:
http://www.magdahavas.com/wordpress/wp-content/uploads/2010/10/Havas-HRV-Ramazzini1.pdf

[Die restlichen Zitate sind entweder durch Bezüge im Original zu finden oder bei der Autorin zu erfragen!]


ANHANG:

Übersetztes Abstract zu „Havas et al. 2010:“

Ziel: Es wurde die Beeinflussung von gepulster (100 Hz) Mikrowellen(MW)-Strahlung auf die Herzraten-Variabilität (HRV) in einer Doppel-Blind-Studie getestet.

Materialien und Methoden: 25 Teilnehmer im Alter zwischen 37 und 79 aus Colorado füllten einen EHS-Fragbogen aus. Nach Aufzeichnung ihrer orthostatischen HRV nahmen wir eine kontinuierliche Echt-Zeit-Überwachung der HRV in einer Provokationsstudie vor, wo die ruhenden Probanden in 3-Minuten-Intervallen der Strahlung, die von schnurlosen Telefonen bei 2,4 GHz oder in nur vorgetäuschter Variante ausgeht, ausgesetzt wurden.

Resultate: Fragebogen: Basierend auf Selbsteinschätzungen klassifizierten sich die Teilnehmer als extrem elektrisch sensitiv (24 %), moderat sensitiv (16 %), leicht sensitiv (16 %), nicht sensitiv (8 %) oder ohne Meinung zu ihrer Sensitivität (36 %). Als die 10 Spitzensyndrome für ihre Sensitivität, wie sie sie erfahren haben, nannten die Teilnehmer Gedächtnisprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten, Augenprobleme, Schlafstörungen, unwohl fühlen, Kopfschmerzen, Schwindelgefühle, Tinnitus, chronische Müdigkeit und Herzschlagen. Die 5 vermeintlich häufigsten Umstände, die ihre Sensitivität auslösten, waren Fluoreszenzlicht, Antennen, Handys, Wi-Fi-Geräte und schnurlose Telefone.
Provokationsexperiment: 40 % der Teilnehmer erlebten gewisse Änderungen in ihrer HRV, die sie der digital gepulsten 100 Hz MW-Strahlung zuschrieben. Für einige davon war die Reaktion extrem (Tachykardie [Herzrhythmusstörung]), für andere moderat bis mild (Änderungen im sympathischen und/oder im parasympathischen Nervensystem), und für einige gab es keine beobachtete Reaktion, entweder wegen hoher Anpassungskapazität oder wegen systemischer neurovegetativer Erschöpfung.

Schlussfolgerungen: Orthostatische HRV, verbunden mit Provokationsversuchen können ein diagnostisches Testverfahren für EHS-Betroffene darstellen, wenn diese elektromagnetische Wellen aussendenden Geräten ausgesetzt werden. Dies ist die erste Studie, die unmittelbare und erhebliche Veränderungen in den Herzraten und der HRV dokumentiert, wenn diese in Verbindung stehen mit Mikrowellen-Exposition bei Unterschreitung (0,5 %) der bundesweiten Richtlinien in Kanada und den USA (1 mW/cm2).

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