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Schwierige Aufgabe für Dr. van Deventer beim WHO-EMF-Projekt

Veröffentlicht am 22. Dezember 2014
Von Dariusz Leszczynski

In Zweifelsfällen gilt das englische Original, siehe:
https://betweenrockandhardplace.wordpress.com/2014/12/22/challenge-for-dr-van-deventer-of-the-who-emf-project/

Das WHO-EMF-Projekt ist dabei Kriterien zur Umwelt-Gesundheit unter elektromagnetischer Hochfrequenzstrahlung (HF-EMF) vorzubereiten. In mehreren Blogs habe ich über die Mängel des Schreibprozesses dazu geschrieben [im englischen Original mit Link-Adressen im Hintergrund]:
  • WHO-Kriterien zur Umwelt-Gesundheit unter HF-Einfluss
  • WHO-Entwurf des EHC unter HF kommt spät und ist unvollständig - die Beratung ist zu diesem Zeitpunkt sinnlos
  • Die Konsultation über das WHO-EHC unter HF-Projekt ist eine Farce - die Entscheidung zugunsten von "keine Auswirkungen auf die Gesundheit" wurde schon im vorhinein getroffen
  • Wer sind die Wissenschaftler, die den EHC-Entwurf des Dokuments vorbereiten
  • Epidemiologie: ICNIRP kapert sich das WHO-EMF-Projekt

Jetzt, am 15. Dezember 2014, ist der Zeitraum, den EHC-Entwurf zu kommentieren, vorbei. In der Tat war der einzige Zweck die Kommentiermöglichkeit einzuräumen, um festzustellen, ob alle relevanten Peer-Review-Studien auch im EHC-Entwurf enthalten sind. Sonst nichts. Die noch namenlose (?) Arbeitsgruppe wird nun die Bedeutung der Beweise im Zusammenhang mit der Gefährdung der menschlichen Gesundheit bestimmen.

Das Problem mit dem EHC-Entwurf ist, wie ich es sehe, das Fehlen einer ausgewogenen Darstellung der wissenschaftlichen Beweise. Der Prozess des Schreibens des EHC-Entwurfes wurde deutlich von den ICNIRP-Wissenschaftlern dominiert, weil hauptsächlich die aktuelle Leiterin des WHO-EMF-Projektes Dr. Emilie van Deventer ein Ingenieur ist und kein Expertenwissen für die Evaluierung biomedizinischer Forschung hat. Sie hat sich ganz auf andere verlassen.

Darüber hinaus wurde das WHO-EMF-Projekt, wie ich es sehe, nicht nur von der ICNIRP "gekapert", sondern von der Gründung weg wurde es von der ICNIRP-Agenda der einigenden Expositions-Standards durch HF-EMF dominiert. Bevor das WHO-EMF-Projekt eingerichtet wurde, war ICNIRP eine etwas unwichtige Gruppe von Wissenschaftlern. Als der ICNIRP-Vorsitzende Leiter des WHO-EMF-Projektes wurde und er automatisch damit begonnen hat, sich auf wissenschaftliche Auswertungen von der ICNIRP zu verlassen, ist die Rolle und Bedeutung der ICNIRP sprunghaft angestiegen - aus dem Nichts zum Star. Um bedeutsam und einflussreich zu bleiben, muss ICNIRP den EHC eng kontrollieren, da unter ihm das WHO-EMF-Projekt erstellt wird.- Dieses Dokument wird sich global auf Milliarden von Nutzern der Drahtlos-Technologie und auf das Milliarden-Dollar-Geschäft auswirken.

Wie kam es, dass die wissenschaftliche Evidenz in einer unausgewogenen Weise im EHC-Entwurf vorgelegt wurde?

Wie bereits erwähnt, wurde der Prozess des Schreibens von den ICNIRP-Wissenschaftlern dominiert. Die Mitglieder dieses "privaten Clubs" sind bekannt dafür, nach der Ähnlichkeit ihrer Ansichten zum Thema HF-EMF ausgewählt worden zu sein.

Die epidemiologische Evidenz wurde unter der Leitung von Maria Feychting dargestellt, die für die langjährig vertretene Meinung steht, dass es keinerlei Beweise für ein Hirnkrebsrisiko gibt. Sie weist eindeutige Anzeichen für eine Gefährdung, die von den Interphone-, Hardell- und CERENAT-Studien geliefert wurden, klar ab und lobt die Beweise, die von der dänischen Kohorten- oder der Millionen-Women-Study zur Verfügung gestellt werden. So ist es kein Wunder, dass der epidemiologische Teil des EHC-Entwurfes diese Meinung widerspiegelt, aber nicht den aktuell verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen Rechnung trägt. Beweise, die unsicher und widersprüchlich sind, liefern jedoch trotz dieser Mängel markante Hinweise eines möglichen (sogar wahrscheinlichen) Gesundheitsrisikos.

Die Beweise bei Studien am Menschen wurden unter der Leitung von Dr. Gunhild Oftedal geschrieben. Ihre Meinung ist fest und bestätigt die Annahme der fehlenden Korrelation zwischen EHS und EMF. Ich schrieb darüber in einem meiner Beiträge in der Washington Times. Der andere prominente Experte, der beim Schreiben dieses Kapitels beteiligt war, ist Dr. James Rubin. Er negiert ebenfalls einen Zusammenhang zwischen EHS und EMF. Ich kommentierte seine "Voodoo-Wissenschaft" in einem anderen meiner Beiträge in der Washington Times. Wenn solche Anti-EHS-Experten wie Oftedal und Rubin ein Kapitel über EHS schreiben, sind die Ergebnisse leicht vorhersehbar: EHS ist nicht durch EMF verursacht.

Tierexperimentelle Studien wurden unter der Leitung von Dr. Eric van Rongen geschrieben, ein anderer Wissenschaftler, der für seine "Überhaupt-Keine-Effekte-Meinung" bekannt ist. Ich war verwirrt, dass Tierstudien Dr. van Rongen zugeordnet wurden. Mit Blick auf seine Publikationstätigkeit ist in der Datenbank PubMed zu sehen, dass er keine tierexperimentellen Studien über die Auswirkungen von HF-EMF veröffentlicht hat. Nach PubMed gibt es nur insgesamt 33 Veröffentlichungen unter seinem Namen und die meisten von ihnen sind nicht Originalforschungsstudien, sondern Meinungen und Bewertungen der Arbeit anderer. Dies ist natürlich kein Problem. Wissenschaftler haben unterschiedliche Publikationseinträge. Was rätselhaft ist, dass der Experte über Tierversuche schreibt, ohne in diesem Bereich geforscht zu haben. Ist er ein Experte? Zum besseren Verständnis dieses Problems lassen Sie mich ein Beispiel geben: - Ich schreibe oft über Epidemiologie, aber ich würde niemals zustimmen, verantwortlich für das Schreiben eines Epidemiologie-Kapitels zu sein, wie es ein wichtiges Dokument des EHC ist. Die Erklärung, warum Dr. van Rongen verantwortlich war für das Schreiben über Tierstudien stammt aus einer Nicht-ICNIRP-Richtung. Vor kurzem hat der Gesundheitsrat der Niederlande einen Übersichtsartikel "Mobiltelefone und Krebs Teil 2. Tierexperimentelle Krebs -Studien" veröffentlicht, wo Dr. Eric van Rongen als Co-Autor dieser Überprüfung in seiner Eigenschaft als wissenschaftlicher Sekretär, Radiobiologe, Gesundheitsrat der Niederlande, Den Haag" aufgeführt ist. Das fragliche Dokument kam zu dem Schluss, dass die Ergebnisse von Tierversuchen einen Mangel an Gesundheitsrisiko für den Menschen zeigen. Kein Wunder, dass der gleiche Ansatz in dem EHC-Entwurf erscheint.

In-vitro-Laborstudien wurden unter der Leitung von Dr. MR Scarfi geschrieben, einem anderen "Überhaupt-Keine-Effekte-Experten". Da der Schreibaufwand von Dr. Scarfi mit Unterstützung von Dr. Vijaylaxmi kombiniert wurde, liegt das Ergebnis auf der Hand: HF-EMF haben überhaupt keine Auswirkungen auf die Gesundheit. Beide haben soeben einen Übersichts-Artikel veröffentlicht, wo sie ICES und ICNIRP für die Bewertung von Wissenschaft und die Empfehlung von Sicherheitsgrenzen auf der Grundlage des so genannten "Beweis-Gewichts" preisen. Das "Beweis-Gewicht" ist ein etwas trickreicher Begriff. Bei richtiger Anwendung ist er hilfreich, Studien mit schlechter Qualität auszuschließen. Aber, wie ich im Jahre 2009 bereits schrieb, wird das "Beweis-Gewicht" oft missbraucht, um den Nachweis der Auswirkungen von EMF-Expositionen klein zu reden. Interessant ist, dass Dr. C.-K. Chou, kürzlich pensionierter Chefwissenschaftler bei Motorola, für die kritische Durchsicht des Manuskripts gedankt wurde, bevor es zur Veröffentlichung eingereicht war. Also, im Überblick ist alles in Übereinstimmung mit den Meinungen von Motorola und ICES, aber was ist mit anderen Ansichten aus den Bereichen der Nicht-Branchen- und Nicht-ICES- / Nicht-ICNIRP-Experten?

Mechanismen-Studien wurden für den EHC geschrieben, aber es ist nicht leicht zu bestimmen, wer der Autor dieses Textes ist. Wie ich bereits schrieb, es bleibt bei der endgültigen Schlussfolgerung, dass nur thermische Effekte existieren. Offenbar sind dann alle Studien, die Auswirkungen auf nicht-thermische Exposition zeigen, falsch. Wenn es nur wenige in Frage stehende Studien sein würden, könnte man ein Problem vermuten, aber wenn es sich um Hunderte von Studien handelt, dann sollte man es sich nicht so einfach mit dem Abtun machen. Es reicht nicht aus, zu sagen, dass das Phänomen nicht existiert, da der Mechanismus dahinter nicht bekannt ist. Es gibt viele Phänomene, von der die Wissenschaft keine Kenntnis über die beteiligten Mechanismen hat. Sollten sie alle automatisch gering geschätzt werden, wie "Experten" es mit den nicht-thermischen Auswirkungen von EMF tun?

Verteidiger des EHC-Entwurfs könnten sagen, dass meine Sorgen unbegründet sind. Dass der EHC-Entwurf nur die Überprüfung der wissenschaftlichen Studien dient, zur Vorbereitung für die Arbeitsgruppe. Dass es die Arbeitsgruppe, die Rückschlüsse auf Gesundheitsgefährdung von HF-EMF-Exposition entwickeln können. Tatsächlich ist es der Vorgang. Es ist jedoch wichtig, dass es die Arbeitsgruppe ist, die die Beweise im EHC Entwurf überprüft. Wird der Nachweis in voreingenommene Weise überprüft, auf die "Kein-Effekt-Haupt-Vorstellung" hin, dann könnte die Arbeit der Arbeitsgruppe verzerrt sein und zu verzerrten Ergebnissen führen. Dies ist kein theoretisches Problem. Dies geschah zuvor: Vor einigen Jahren hat das WHO-EMF-Projekt EHC für ELF-EMF vorbereitet. Nachdem eines der Mitglieder der ELF-EMF EHC-Task-Group den EHC-Entwurf für ELF-EMF in so verzerrter Weise geschrieben hat, dass die Arbeitsgruppe erwog, ihn in den Papierkorb zu werfen und wieder von vorn zu beginnen, von Grund auf neu.

Es wird die Aufgabe der Arbeitsgruppe für EHC auf HF-EMF sein, wissenschaftlich unvoreingenommene Schlussfolgerungen vorzubereiten und mit Hilfe der wissenschaftlich voreingenommen Wissenschafts- Kritik den vorgesehenen EHC-Entwurf zu erarbeiten.

Die schwierige Aufgabe für Dr. Emilie van Deventer, Leiterin des WHO-EMF-Projektes, ist von Bedeutung. Sie hat die Mitglieder der Arbeitsgruppe zu genehmigen. Der Auswahlprozess wird sicherlich die ICNIRP-Hauptkommission beinhalten, einschließlich dem Chairman Emeritus. Ich hoffe, dass Dr. van Deventer, trotz des Drucks von der ICNIRP die Einsetzung von Wissenschaftlern nach verschiedenen Sichtweisen berufen wird. Ich hoffe, dass sie, ähnlich wie das IARC im Jahr 2011, Wissenschaftler mit Nicht-ICNIRP-Stellungnahmen in die Arbeitsgruppe ruft. Die IARC wagte es, Wissenschaftler wie Armstrong, Belyaev, Blackman, Cardis, Hardell, Leszczynski und Portier einzuberufen.

Ich hoffe sehr, dass Dr. Emilie van Deventer aufstehen und die Gelegenheit ergreifen wird, trotz der Lobbyarbeit für das Gegenteil eine Arbeitsgruppe mit verschiedenen Meinungen einberuft, wo Wissenschaft diskutiert und nicht nur die "ICNIRP-Überhaupt-Keine-Effekte-Meinung" abgesegnet wird.

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