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Kastl: Zynisches Schreiben an Gemeinde

Quelle: Oberpfalznetz, 21.02.2002

Mobilfunksender sorgt für Ärger
 
Neue Anlage auf dem Gebäude der Firma IEM Fördertechnik - Kastler Gemeinderat sauer

Kastl. (gw) "Ein Kuckucksei soll der Gemeinde Kastl ins Nest gelegt werden." Bürgermeister Bruno Haberkorn und die Gemeinderäte sind alles andere als erfreut über die Mobilfunk-Sendeanlage, die auf dem Gebäude der Firma Schneider geplant ist.

Vor allem ärgern sich Bürgermeister und Räte über die Formulierung in dem Brief an die Gemeinde. Die Firma SAG-Abel Kommunikationstechnik schrieb: "Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu dürfen, einen Sendemast für das D1-Netz und den immensen Kundenanstieg errichten zu können."

Außerdem sollten sich die Räte darüber freuden, dass als Standort ein Platz möglichst nahe bei den Bürgern, nämlich beim Anwesen Schneider in der Industriestraße 1, gefunden werden konnte.

Genehmigung nicht nötig

Die Sendeanlage, so die Information weiter, sei genehmigungsfrei, denn die auferlegten Grenzen würden unterschritten. Zwei Wochen vor Inbetriebnahme der Sendeanlage werde das Landratsamt informiert.

Bürgermeister Haberkorn erinnerte, schon vor ziemlich genau einem Jahr ging in Kastl das Gerücht um, auf dem Grundstück Schneider werde ein Sender errichtet. Er habe nachgefragt, und man habe ihm versichert, dass dieses Thema vom Tisch sei. Es komme kein Mast bei Schneider. Umso mehr sei er jetzt natürlich von diesem Schreiben überrascht worden.

Haberkorn erinnerte an die große Aufregung unter der Bevölkerung von Kulmain, Waldeck, Trabitz und Neustadt am Kulm. Die Formulierung in jenem Schreiben sei eine Frechheit, "denn auch wenn sich möglicherweise die Firma über diesen Masten freut, die Bürger von Kastl freuen sich bestimmt nicht". Haberkorn betonte, er lehne den Sendemast ab. Ihm sei aber klar, dass er ihn nicht verhindern könne.

Schon zwei Sender

Für den Raum Kastl bestehen bereits zwei funktionierende Sendenetze, nämlich für D2 und E-plus. Laut Haberkorn müssten die Bürger doch flexibel genug sein, um mit diesen Sendeanlagen zurecht zu kommen. Der D2-Mast stehe auf der Ostseite des Rauhen Kulms, der E-plus-Mast bei Feilersdorf.

Der Bürgermeister bezeichnete es als total unvernünftig und auch nicht einsehbar, dass auch noch die Strahlungen eines dritten Netzes in die Häuser der Gemeinde Kastl gelangen.

Sarkasmus und Hohn

Zweiter Bürgermeister Josef Etterer wollte nicht verstehen, dass mögliche Gefahren außer Acht gelassen werden. Es gebe Stellungnahmen, die von der Gefährlichkeit und der gesundheitsschädigenden Art sehr deutlich sprächen. Leider müssten derartige Masten nicht einmal von der Gemeinde genehmigt werden. Inzwischen liege der Mast schon vor Ort. Die Information an die Gemeinde strotze vor Sarkasmus und Hohn.

Alois Dimper forderte, die Gemeinde sollte zu diesem Schreiben Stellung beziehen. Der Gemeinderat müsse der Firma, die diesen Mast errichten wird, gehörig die Meinung sagen. Tatsache sei freilich auch, dass jeder, der ein Handy besitze, einen derartigen Mast auch akzeptieren müsse.

Hans Trastl informierte die Gemeinderäte über die Bemühungen des Gemeinde- und Landkreises, die jeweiligen Firmen zu größerer Kompromissbereitschaft bezüglich der Standortfrage zu bewegen.

Auch Elisabeth Streng war der Ansicht, dass man sich gegen diese Dauerbelastung zur Wehr setzen müsse. Schließlich sei der Gemeinderat verantwortlich für die Bürger. Streng verwies auf eine Studie, die von Mobilfunk D Mobil, einer Telekom-Tochter veranlasst worden war. Darin werde eine drastische Senkung der Grenzwerte gefordert.

Die Studie bestätigte auch die Gefahr vor allem für Kleinkinder. Es heiße eindeutig, dass Krebserkrankungen durch die Strahlungen gefördert werden. Das Immunsystem werde geschwächt, bestimmte Hirnleistungen würden gestört, und das Erbgut könne geschädigt werden. Die Studie des Ecolog-Instituts sei eindeutig. Elisabeth Streng betonte, in anderen Ländern seien die Grenzwerte deutlich niedriger.

Josef Etterer bedauerte, dass sich die Wissenschaftler bei der Einstufung der Gefährlichkeit derartiger Sendemasten noch nicht einig sind.

Gemeinde protestiert

Einhellig war die Meinung der Gemeinderäte, dass dieser dritte Mast im Bereich der Gemeinde Kastl nicht benötigt wird. Ein Resolution in entsprechender Schärfe soll dem Landratsamt als Regulierungsbehörde, der Firma Schneider und dem Betreiber des D1-Senders zugesandt werden.

Nächste Demo: Nürnberg-Moorenbrunn, 22.2., 15.30 Uhr, am Ende der Ossiacher Straße

Details zur nächsten Demo: http://www.schandfleck-nuernberg.de/

Mailkontakt: webmaster@elektrosmognews.de

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