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Neustetten: Gemeindeverwaltung will Schadensersatzklage wegen Mobilfunksender

Quelle: Schwarzwälder Bote, 13.12.2002

Zweite Funkantenne stößt auf Widerstand

500 Unterschriften in Remmingsheim gesammelt / Gemeinderat entscheidet am Dienstag

Neustetten-Remmingsheim. Heftiger Widerstand regt sich gegen die Errichtung einer zweiten Mobilfunkstation auf dem Gebäude der Firma Albus und Haug im Remmingsheimer Gewerbegebiet "Hauser Feld". Der Gemeinderat befasst sich am kommenden Dienstag mit dem Vorhaben.

Auf besagtem Dach ist bereits eine E-Plus-Funkstation installiert. Gegenüber unserer Zeitung wollte man seitens der Firma keine Stellungnahme abgeben, nur soviel: "Wir halten an dem Projekt fest." Die meisten anderen Firmeninhaber im Gewerbegebiet haben sich inzwischen zu einer Interessensgemeinschaft zusammen geschlossen, die auch schon Einspruch gegen die Anlage eingelegt hat. Ein Rechtsanwalt ist eingeschaltet. Überdies sind nach Angaben von Theo Wandel, der mit seinem Betrieb für Landmaschinentechnik ins Hauser Feld ausgesiedelt ist, inzwischen rund 500 Unterschriften gegen diese zweite Mobilfunkanlage gesammelt worden.

Wandel betont, man wolle keinem weh tun, wehre sich aber gegen die geplante Antenne: "Das sind wir unseren Kindern und Enkeln schuldig, damit sie auch in Zukunft getrost und zuversichtlich leben können." Und weiter: "Die Leute haben Angst vor den Strahlen. Unsere Mitarbeiter fragen sich, ob sie Menschen zweiter Klasse sind, weil es immer heißt, im Gewerbegebiet ist die Anlage zulässig und zumutbar. Aber wir arbeiten hier den ganzen Tag."

Die Initiative hat sich dem "Freiburger Appell" der Interdisziplinären Gesellschaft für Umweltmedizin angeschlossen, die den weiteren Ausbau der Mobilfunktechnologie ablehnt, um so der wachsenden Strahlungsbelastung Einhalt zu gebieten.

Die Fronten sind verhärtet, das weiß man auch im Remmingsheimer Rathaus. Allerdings ist Bürgermeister Rudi Maier bestrebt, einen tragbaren Kompromiss zu finden. So wurden der Firma Vodafone mehrere Alternativstandorte im "Burgstall", "Vor der Luge" und beim "alten Müllplatz im Bühl" vorgeschlagen. Gestern war das Mobilfunkunternehmen noch dabei, diese Standorte zu prüfen; man hofft aber, dass zur Sitzung, an der ein Vodafone-Vertreter teilnehmen wird, das Prüfungsergebnis vorliegt.

Mit dabei ist am Dienstag auch der Leiter des Baurechtsamts beim Landratsamt, Willy Göhring. Er legte in einer Stellungnahme dar, dass solche Anlagen laut der jüngsten Rechtssprechung genehmigungspflichtig seien. Vor rund zwei Jahren, als die erste Mobilfunkstation aufs Dach der Remmingsheimer Firma montiert wurde, ging man noch allgemein davon aus, dass eine solche Funkstation baurechtlich nicht zu genehmigen sei.

Klar ist aber, dass die zweite Funkanlage den Festsetzungen des Bebauungsplans nicht widerspricht und daher kaum abgelehnt werden kann. Der Gemeinderat indes wird nur angehört, das Kreisbauamt muss letztlich entscheiden. Die Gemeindeverwaltung hat daher bei der Firma Albus und Haug schon vorsorglich wegen einer eventuellen Wertminderung des angrenzenden Gemeindebauplatzes Schadensersatz angemeldet. Potenzielle Investoren, so heißt es, würden durch die Antennen eventuell abgeschreckt.

Von Bernd Visel
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