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Berlin-Spandau: CDU-Stadtradt Hanke für Mobilfunksender auf Gymnasium

 Quelle: Berliner Morgenpost, 01.07.2000

Spandau: Angst vor den Strahlen

Eltern empört: Mobilfunkantenne bleibt auf dem Dach des Hans-Carossa-Gymnasiums

Von Matthias Steube

Die Mobilfunkantenne auf dem Dach des Hans-Carossa-Gymnasiums im Spandauer Ortsteil Kladow sorgt weiter für Ärger. Während für alle anderen Schulen in Spandau nach einem Beschluss des Bezirksamtes vom November vergangenen Jahres gilt, keine Sendeanlagen zuzulassen, müssen die 1032 Carossa-Schüler wohl weiter mit dem Funkmast leben.

Schulstadtrat Gerhard Hanke (CDU) verteidigte vor den Bezirksverordneten den mit der Telekom abgeschlossenen Vertrag sowie das Verfahren. «Die Telekom hat eine Standortbescheinigung der Regulierungsbehörde vorgelegt, Umwelt- und Rechtsamt waren beteiligt. Und nachdem die Gesamtelternkonferenz ihre Zustimmung gegeben hatte, habe ich am 23. Oktober 2000 die Betriebsgenehmigung erteilt,» sagte Hanke.

Ernst John von der Grün Alternativen Liste (GAL) hatte vom Stadtrat wissen wollen, warum er die Betriebsgenehmigung zunächst nicht, dann aber doch erteilt hatte. Er habe sicher gehen wollen, so Hanke, dass von der Anlage keine Gefahr für Schüler und Lehrer ausgehe. «Wir haben Messungen, darunter auch eine eigene der Schule, abgewartet. Alle Ergebnisse lagen deutlich unter den Grenzwerten.»

John hält dem Stadtrat vor, in der Sache zu lavieren, weil er mit der Telekom einen Vertrag geschlossen habe, der dem Bezirksamt jegliches «Kündigungs- und Einflussrecht verwehre». Doch Hanke hält dagegen: «Ich kann nicht erkennen, auf welche Einflussnahme wir verzichtet haben sollen.» Er kündigte regelmäßige Messungen an.

Inzwischen änderte die Gesamtelternkonferenz des Hans-Carossa-Gymnasiums ihre Haltung, fasste den Beschluss, dass die Antenne vom Schuldach verschwinden soll. Es ist mittlerweile der dritte Beschluss zum Sendemast. Ein gleichlautendes ablehnendes Votum im März war gekippt worden, weil dem Vernehmen nach ein Vater den Finger gehoben hatte, der nicht stimmberechtigt war. Elternvertreterin Ursula Gellwitzki: «Bei allen anderen Spandauer Schulen gilt das Prinzip des vorbeugenden Gesundheitsschutzes, nur bei uns nicht.» Solange nicht klar erwiesen sei, dass keine Schäden durch die elektromagnetische Strahlung drohten, sollte keine Mobilfunkanlage in Schulnähe stehen dürfen.

Stadtrat Hanke hatte bereits vor den Bezirksverordneten erklärt, er werde seine Haltung nicht ändern, auch wenn die Gesamtelternkonferenz sich gegen die Anlage ausspreche. Die Elternvertreter lassen aber nicht locker. Sie kündigten massiven Widerstand gegen die Mobilfunkantenne an, wollen zunächst an Schulsenator Klaus Böger (SPD) und Bezirksbürgermeister Konrad Birkholz (CDU) schreiben.

Kommentar der Elektrosmognews: Wer hatte da vor kurzem den Witz von der "freiwilligen Selbstverpflichtung der Mobilfunkbetreiber" erzählt (keine Mobilfunkantennen auf Schulen und Kindergärten)? Wahrscheinlich hat man erkannt, dass es nicht nötig ist, sich an diese Vereinbarung zu halten, da man die noch wichtigeren Wohngebiete ja von vornherein ausgeklammert hat.

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