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Taucha: Eklat wegen fehlender Strahlungs-Meßwerte

Quelle: Leipziger Volkszeitung, 13.03.2003

Eklat wegen fehlender Messwerte

Taucha. An 19 Stellen in ganz Taucha waren im vergangenen Jahr Messfahrzeuge der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) unterwegs und untersuchten die Strahlenbelastung durch den Mobilfunk in einer so genannten Feldstärkemessung. Das Ergebnis der Untersuchung, die auf Drängen der Bürgerinitiative "Funksignal Taucha" zustande kam, wurde jetzt in einer öffentlichen Informationsveranstaltung in der Aula des Geschwister-Scholl-Gymnasiums vorgestellt und führte zum Eklat.

Immerhin waren die Tauchaer davon ausgegangen, alle Ergebnisse zu erfahren und wurden bitter enttäuscht. Denn lediglich die Ergebnisse des Messpunktes am Rathausvorplatz wurden öffentlich gemacht. "Ich muss mich dafür entschuldigen und versichere ihnen, dass ich ganz andere Absprachen mit der Zentrale der Regulierungsbehörde getroffen habe", erklärte Peter Gamer vom sächsischen Umweltministerium, der auch als Moderator fungierte. Der Überbringer der Messwerte, Siegfried Findeisen von der RegTP, verwies lieber gleich an die Pressestelle nach Mainz. "Wir haben nur die Ergebnisse eines Messpunktes in Taucha gezeigt, weil dieser für alle anderen steht und davon ausgegangen werden kann, dass überall eine gleiche Strahlenbelastung vorliegt. Viel wichtiger ist da doch, dass die Grenzwerte jeweils deutlich unterschritten werden", meint Werner Hugentobler, Sprecher der RegTP-Zentrale in Mainz. Er vertröstete jedoch darauf, dass in ferner Zukunft alle Ergebnisse im Internet zu finden seien.

Die Mitglieder der Bürgerinitiative und die Gäste der öffentlichen Informationsveranstaltung waren freilich enttäuscht. Auch Elke Böttcher, die sich im Auftrag der Stadtverwaltung mit dem Mobilfunkthema beschäftigt, fand es schade. "Das war ein Riesenlapsus und alle hatten sich voll auf die Regulierungsbehörde verlassen", sagt Böttcher.

Dr. Stefan Spaarmann von der Bürgerinitiative war aufgebracht. "Die Messwerte sind eigentlich völliger Quatsch, weil die Grenzwerte zu hoch sind und das Kernproblem nicht erkannt wird", argumentiert der Tauchaer. Dagegen meint Peter Gamer vom Umweltministerium: "Wir halten uns an die Vorgaben der internationalen Strahlenschutzkommission und die Belastung in Taucha liegt etwa um den Faktor 100 darunter." Doch Spaarmann lässt nicht locker: "Diese Kommission ist lediglich ein Verein. Die Grenzwerte müssen jetzt einfach härter werden", so der Physiker. Er sieht die derzeitige Belastung durch den Mobilfunk als unverantwortlichen Versuch an, bei dem die Folgen nicht abschätzbar sind. Die Bürgerinitiative werde sich deshalb weiter dafür stark machen, dass die Antennen auf Wohnhäusern, Schulen oder Kindergärten verschwinden und die Menschen im Umgang mit den Handys aufgeklärt werden. Nicht zuletzt wollen sie auch die Ergebnisse aller 19 Messpunkte bekommen.

Jarno Wittig
 


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